Immer wieder sonntags (Kw 2)
Eine Woche Schule liegt nun hinter uns. Die Tage waren einerseits schön, erfreulich und motivierend, aber andererseits auch sehr stressig. Das ist zwar meistens nach den Ferien so, aber in dieser Woche war es ein wenig mehr Stress als sonst. Sich wie die Schüler auf das Wochenende zu freuen, ist dabei nur ein sehr schwacher Trost, wenn dort drei Stapel an Klassenarbeiten bzw. Klausuren auf einen warten. Denn mit einer solchen Menge besteht das Wochenende auch aus Arbeitstagen. Und nicht nur dieses Wochenende – auch das nächste. Aber so ist eben das selbst gewählte Lehrerleben – das gehört zum Job und kommt zum Glück nicht so häufig vor.
Die Woche war aber insgesamt sehr erfreulich, weil u. a. die Fahrt in Richtung stärkerer medialer Teilhabe deutlich an Geschwindigkeit aufgenommen hat. Dazu wurden die ersten Planungen und Gespräche geführt, sodass erste Schritte möglichst kurzfristig erfolgen können. Dennoch darf nicht erwartet werden, dass sich Schule von heute auf morgen ändern wird. Das ist ein Prozess, der sich über Jahre hinziehen wird. Und man darf auch nicht erwarten, dass sich Schule gänzlich ändern wird: Auf Tafeln wird man auch in der nahen Zukunft wohl kaum verzichten. Es geht vielmehr darum, die von der Kultusministerkonferenz verabschiedete Leitlinie der medialen Teilhabe und Bildung (Bildung in der digitalen Welt) möglichst sinnvoll, zeitnah und finanziell vertretbar umzusetzen. Und das ist eine große Herausforderung, weil sich dadurch neben dem Finanzbedarf auch der Unterricht ändern wird.
Dass Schüler über Schule klagen, dürfte normal sein. Diese Woche war ich aber wieder einmal positiv überrascht, dass nicht nur geklagt wird. Schüler können eigene Fehler sehr wohl erkennen und daraus Konsequenzen ableiten und versuchen, diese umzusetzen. Und das alles ohne Anregung durch Erwachsene in der Schule. Auch ist es Schülern möglich zu erkennen, mit welchem Einsatz Lehrer tätig sind. Dies von ihnen dann auch zu hören, ist sehr erfreulich. Erschreckend ist dann aber wiederum, wenn man im (Pausen-)Gespräch mit Schülern unverhofft auf Lücken in der schulischen Beratung trifft. Beispielsweise ist es mehr als unerfreulich, wenn man sich im Gespräch mit Zehntklässlern über mögliche Abschlüsse befindet und dann erfahren muss, dass sie noch nie mit einem Prognoseprogramm für Abschlüsse gearbeitet hätten. Sie hätten zwar so genannte Prognosen schriftlich erhalten, aber selbst noch nie ausprobiert, was sich durch Notenänderungen erreichen lässt. Nun ja, zumindest mit einigen wird das dann eben in den kommenden Wochen auf freiwiliger Basis nachgeholt. Anders ist das nicht möglich, wenn man die Schüler nicht im Unterricht hat.
Ich weiß nicht, wie es kommt, aber die Ferien waren bei einem Aspekt nicht hilfreich. Ich hatte – im Nachhinein betrachtet ein wenig naiv – angenommen, dass die schulische Belastung vor den Weihnachtsferien dazu geführt hatte, dass die Höflichkeit nachgelassen hat. Dem ist aber nicht so. Es war diese Woche nicht anders als vor den Ferien. Die meisten Schüler scheinen vieles für selbstverständlich zu halten. Bringt man bespielsweise allen in einem Kurs eine Mandarine oder eine Süßigkeit mit, wird diese gerne von allen genommen. Ein „Danke schön“ ist aber nur von den wenigsten zu hören. Das finde ich sehr unerfreulich. Vielleicht sollte man als Konsequenz einfach gar nichts mehr mitbringen.