Immer wieder sonntags (Kw 24)

Immer wieder sonntags (Kw 24)

Espresso mit drei PralinenDie Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen. Leider fand ich einige Spiele nicht sehr weltmeisterlich. Aber das gibt sich hoffentlich noch. In jedem Fall wird die Weltmeisterschaft ein wenig die nächsten Wochen prägen. In der Regel zwar eher die Abende, aber auch morgens werden die Spiele mitunter präsent sein; oft wohl in Pausengesprächen. Die Spiele bzw. die beteiligten Länder im Unterricht zu thematisieren, ist leider so gut wie nicht möglich, da dafür die notwendigen Freiräume bzw. Unterrichtsstunden fehlen.

Vorhin wurde ich zufällig auf einen Blogeintrag aufmerksam, der recht gut die Zeit vor den Sommerferien beschreibt: „Sommerferien: Über die letzten Tage vor der freien Zeit“. Zwar trifft nicht alles zu, was die Autorin Franziska dort schreibt, aber vieles kann ich aus eigener Anschauung bestätigen. Einige Schüler erscheinen tatsächlich als eine Art Schatten ihrer selbst. Das Phänomen tritt vornehmlich im 10. Jahrgang auf, ist aber nicht nur auf diesen beschränkt; auch im 7. Jahrgang kommt dies schon vor. Zu viele sind dauerhaft müde und haben keine Lust mehr. Leider kann ich nicht wirklich verstehen, woran das liegt. Ich fand das Schuljahr nicht stressiger, als die Jahre davor (zumindest was die Schüler betrifft). Andere Jahre waren kürzer und damit auch stressiger. Es scheint sich eher um ein Gefühl zu handeln.
In jedem Fall wird der Unterricht dadurch nicht besser und ich mache mir Sorgen, wie solch ein Verhalten außerhalb der Schule wahrgenommen wird und welche Folgen es haben könnte. Offen zur Schau gestelltes Desinteresse, fehlendes Material, keine Bereitschaft sich mit Inhalten oder Tätigkeiten auseinanderzusetzen, … , aber forderndes Auftreten. Das passt nicht gut zusammen und dürfte in einem Ausbildungsbetrieb gar nicht gut ankommen. Die Betreffenden scheinen leider immer noch nicht verstanden zu haben oder es immer noch nicht wahrhaben zu wollen, dass es in der Schule um sie geht. Ihr Verhalten, ihr Einsatz, ihre Bereitschaft, … sind entscheidend. Statt zu rufen „langweilig, langweilig, langweilig“, könnten sie sich auch produktiv einbringen. Aber das würde ja Einsatz bedeuten, und das scheint bei manchen gerade so was von uncool zu sein. Das gipfelt sogar darin, dass Schüler fordern, man müsse auch mal einen Film sehen. Nur schaffen sie es nicht, adäquate Vorschläge zu machen oder gar einfach einen Film mitzubringen. Was soll man davon halten?

Andererseits gibt es auch überraschende Momente: Es kam diese Woche vor, dass Schüler ohne Aufforderung selbstständig mit der Arbeit an Aufgaben anfingen. Es hatte gerade zur ersten Unterrichtsstunde geklingelt, es waren also noch 2 Minuten bis zum Stundenbeginn, als mir Schüler mit Material entgegenkamen und mir sagten, sie würden an einem Gruppentisch arbeiten. Andere waren schon bei der Arbeit. Insgesamt hatten so gut wie alle Schüler in dieser Lerngruppe – es war keine 10. Klasse – bereits angefangen, als die eigentliche Stunde begann. Das ist hervorragend und wünschenswert, zumal auch die Ergebnisse der Arbeit überzeugten. Das heißt, dass aber auch, dass das Unterrichten in solchen Gruppen natürlich viel entspannter sein kann. Und das ist für alle, Schüler wie Lehrer, ein deutlicher Gewinn.

Leider zeigte sich wieder einmal, dass verbindliche Abgabetermine von Rückmeldungen als unverbindliche Vorschläge aufgefasst werden. Wenn etwas am Mittwoch abgegeben werde muss, dann reicht es doch auch, wenn man es irgendwann später macht. Nein, das reicht natürlich nicht! Wie soll man Schülern die Einhaltung von verbindlichen Terminen nahebringen, wenn sie mitbekommen, dass auch ihre Eltern dies etwas lockerer sehen. Im letzten Jahr mussten dies mehrere Dutzend Schüler des 10. Jahrgangs schmerzhaft erfahren, als eine zusätzliche Fahrt als Flugreise abgesagt werden musste, weil sie die Rückmeldungen nicht pünktlich abgegeben hatten. Das kann auch einmal für einen Wandertag gelten. Dann fällt er aus und es wird stattdessen Unterricht gemacht. Muss es erst so weit kommen?

Freitag war einerseits ein recht erfreulicher Tag, andererseits aber auch nicht. Erfreulich war er, weil wir eine Sitzung über die Umbaumaßnahmen im Altbau der Schule hatten. Es wurden letzte Details geklärt. Wir sind damit auf einem guten Weg. Andererseits musste ich auch erfahren, dass sich für mich ein wenig ändern wird, was ich mir so nicht gewünscht hatte. Ich kann nur hoffe, dass es noch zu Änderungen kommen wird. Aber Schule kann eben manchmal nur schlecht auf individuelle Wünsche und Vorstellungen Rücksicht nehmen. Das ist mir schon bewusst. Trotzdem nagt es ein wenig an mir. Aber vielleicht kommt ja doch alles anders. Um es mit Marietta Slomka vom ZDF zu sagen: „Alles wird gut.“

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